Unsere
Narben erinnern uns daran, wer wir einst waren.
Neulich habe ich eine
kurze Szene aus Roter Drache angesehen,
einem der Hannibal-Lecter-Filme (ja, solche Filme schaue ich mir auchan und zu an).
Darin sagte Anthony Hopkins diesen Satz und erinnerte mich damit an die
symbolische Bedeutung von Narben.
Wer von uns hat keine
Narben? Wessen Körper, abgesehen vielleicht von Babies, sind völlig unversehrt?
Wer von uns kann sagen, dass er in seinem Leben keine Narben in Psyche, Herz
und Seele davongetragen hat? Obwohl Lecter/Hopkins mit diesem Satz auf die
Narben Bezug nahm, die Edward Nortons Charakter am Ende des Films auf vielen
verschiedenen Ebenen aufwies, passte der Satz auch auf Joseph Fiennes
Charakter, dessen fürchterliche Kindheitserfahrungen zahllose Narben
hinterlassen hatten.
Und was ist nun eine
Narbe genau? Es ist ein Mal, das dort entsteht, wo eine Wunde zugefügt wurde.
Wo es Narben gibt, muss es also Wunden gegeben haben, und wo es Wunden gab, da
war auch Schmerz. Wenn wir uns unsere physischen Narben ansehen, erinnern sie
aus an längst vergangene Ereignisse, die ihre Spuren auf unserer Haut
hinterlassen haben. Doch die meisten physischen Wunden tun uns nicht mehr weh.
Sie bringen keine schmerzhaften Erinnerungen über uns, wenn wir sie betrachten.
Etwas Bemerkenswertes gibt es da jedoch. Die Haut, die die Narbe trägt, ist
nicht mehr unversehrt. Sie sieht jetzt ganz anders aus. Darin besteht die
Narbe.
Mit unseren
emotionalen, psychologischen oder spirituellen Narben verhält es sich etwas
anders. Wir können sie nicht mit bloßem Auge sehen. Manchmal erkennen wir sie
nur, weil wir fühlen, dass irgendetwas fehlt. Menschen, die beispielsweise
wenig mit ihren Gefühlen im Kontakt stehen, tragen unheimlich viele Narben. Bei
ihnen sieht man keine versehrte Haut. Was wir dagegen sehen können, sind die Folgen der
Verletzung... ihr dysfunktionales Verhalten beim Ausdruck von Gefühlen. Solch
eine Wunde kann man vielleicht mit der Narbe vergleichen, die die Amputation
einer Gliedmaße hinterlässt. Natürlich kann man sich eine Prothese anfertigen
lassen. Der Körper kann lernen, sie zu benutzen, und dem Benutzer so eine
erstaunliche Bandbreite an Bewegungen ermöglichen. Ähnliches ist auch bei
emotionalen Narben möglich... wenn die Person sich anhand der Absenz von etwas
anderem ihrer Narben bewusst wird und wenn sie auch gewillt ist, die Prothese
nutzen zu lernen, um ihre Beweglichkeit wiederherzustellen. Von diesem Beispiel
abstrahiert muss die Person also gewillt sein, sich wieder mit ihren Gefühlen
zu verbinden, um die normale Bandbreite an Emotionen zurückzugewinnen.
Ist das
angsteinflößend? Zweifelsohne! Ist eine gehörige Portion Mut nötig, um ein
solches Unterfangen anzugehen? Zweifelsohne! Ist es einfach? Gewiss nicht.
Erfordert es Übung und eine konsequente Umsetzung? Ohne Frage! Ist Bewusstsein
für das Selbst eine Voraussetzung? Ja! Bietet dieser Prozess Ihnen die
Aussichten auf innere Freiheit und Wachstum? Definitiv!
Ist ein Leben ohne
ihn möglich? Natürlich. Doch mit ihren unzähligen Narben wird die betreffende
Person weiterhin geradezu gelähmt bleiben.
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